Experimental-Fahrzeug E65+X
Kahl/München Unsere Gesellschaft geht nicht nachhaltig und konsequent mit den vorhandenen Ressourcen um. Viel zu leichtfertig werden Dinge in die Ecke gestellt oder gleich gänzlich entsorgt. Gerade in unserer wohlhabenden, bzw. Wegwerfgesellschaft, in Verbindung des gesellschaftlichen Wandels und dem Schwund der natürlichen personellen Ressourcen, gewinnt das „personelle Upcycling“ überdurchschnittlich an Bedeutung! Durch die Individualität des vorhandenen menschlichen Potentials an Wissen, entstehen hier aber enorme Möglichkeiten für unsere Gesellschaft! Die Wiederverwertung von bereits vorhandenem „Rohstoff Wissen und Lebenserfahrung“ reduziert den eh nicht vorhanden Deckungsbedarf in unserer Bevölkerung, dieses nicht in Geld zu messende Gedankengutes. Wie nahezu in allen Bereichen unserer gesamten Gesellschaft, macht sich der Fachkräftemangel auch bei den Freiwilligen Feuerwehren massiv bemerkbar. Auf der einen Seite spielt die Verfügbarkeit, insbesondere die Tagesalarmierbarkeit eine große Rolle. Aber mit jedem Feuerwehrmann, der nach Jahrzehnten Übungs- und Einsatzdienst diese verlässt, geht ein großer Teil an Erfahrung, Orts- und Objektkunde einer jeder Einsatzabteilung mit in den Ruhestand. Wissen, das unwiderruflich verloren geht! Um hier entgegenzuwirken, hat die Politik weder vom Gesetz noch von den technischen Richtlinien und Voraussetzungen, die richtigen Antworten auf viele Fragen. Mit dem „Projekt 65 Plus X“ nimmt die Feuerwehr Kahl an einer Studie des Innenministeriums des Freistaates Bayern teil. Das Projekt ist nach Aussage des Ministeriums einzigartig in Deutschland, ja gar weltweit. Mit der Freiwilligen Feuerwehr Kahl im Landkreis Aschaffenburg, hat man hier einen verantwortungsbewussten und fachlich kompetenten Partner unter zahlreichen Bewerbern ausgewählt! An dieser Stelle einen ganz großen Dank an die Kreisbrandinspektion, ganz besonders KBI Frank Wissel, der sich im Auswahlverfahren für den Projektstandort Kahl, mit Begeisterung beim Innenministerium aktiv eingesetzt hat, sowie den Kommandanten der Feuerwehr Kahl, Alexander Reuß, für die Bereitstellung der nötigen Ausrüstung und der zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten! [nggallery id=267] Mit dem Projekt sollen Antworten auf die vielen Fragen, gemeinsam mit Betroffenen erarbeitet werden. Die Beweglichkeit sowie Belastbarkeit der rüstigen Rentner spielt in diesem Fall eine große Rolle. Aber Gesundheit und Sicherheit stehen hier ganz besonders im Fokus der Studie. Die gesellschaftlichen Probleme stehen hier aber auch in den Projektzielen, wie sollen in Zukunft die ganzen „ALTEN“ sinnvoll beschäftigt werden, um ihnen eine sinnvolle Aufgabe und das Gefühl, das man gebraucht wird, zu geben. Unter der Betrachtung des demografischen Wandels in Deutschland werden zusammenfassend verschiedene Veränderungen und Tendenzen der Bevölkerungsentwicklung ausgewertet. Altersstruktur, quantitative Verhältnis von Männern und Frauen, Anteile von Inländern, Ausländern und Eingebürgerten an der Bevölkerung, Entwicklung der Geburten- und Sterbezahlen sowie Zu- und Fortzüge fließen mit in die spätere Auswertung und Interpretation mit hinein. Eine regelmäßige gesundheitliche Kontrolle der Probanden wird durch Mediziner vor Ort, und ständige Abfrage und Überwachung der Herz- und Kreislauffunktionen durch Telemetrie gewährleistet. Keiner möchte, dass beim Austesten des biologisch Machbaren, Verluste entstehen. Die Auswertung der Daten erfolgt durch eine Projektgruppe an einer der staatlichen Feuerwehrschulen. Die Aussage des Projektleiters Brandoberamtsrat Dr. Gerd Katheter: Wir wollen auf keinen Fall Jemanden, verursacht durch Belastung in der Testphase, verlieren. Dieser Grundsatz wird von allen Beteiligten sehr ernst genommen. Physiologische und psychologische Betreuung soll hier unterstützend, zur Verbesserung und Erhaltung der Leistungsfähigkeit, bis in hohe Alter beitragen! Aber auch altersgerechte Einsatzkleidung ohne Reißverschluss und Schuhe ohne Schnürsenkel bzw. einsatztaugliche Schuhlöffel, stehen hier genauso im Focus dieses Projektes, wie ein sicheres Ein- und Aussteigen aus den Einsatzfahrzeugen! Große Erkenntnissen wurden hier schon in der Beweglichkeit und Mobilität des einzelnen gemacht. Gerade bei der Feuerwehr geht es hier oft um Sekunden der Verfügbarkeit von Mensch und Material am jeweiligen Einsatzort. Aktuell ist die Altersgrenze im Bayerischen Feuerwehrgesetz mit 65 Jahren gedeckelt. Der Alterungsweg dorthin verläuft aber nicht bei jedem Menschen gleich. Die Erkenntnisse betreffend der Mobilität dieser Generation 65 plus X wurde bereits in ein Spezialfahrzeug einfließen lassen. Experimental Fahrzeug E65+X. Der Umbau wurde an einem handelsüblichen Senioren Blitz mit leicht anbringbaren Zusatzmodulen durchgeführt. In Zeiten des Umweltschutzes ist der Elektroantrieb gerade hier vorbildlich und zukunftsweisend für den Einsatzdienst! Schnell, sicher und mobil flexibel, sollen die rüstigen Rentner zur Unterstützung der Einsatzkräfte vor Ort sein. Geplant ist hier aber auch eine modulare Halterung, anstatt der Schlauchhaspel an einem HLF zum Transport des Unterstützungsfahrzeuges über längere Strecken, schnell zu gewährleisten. Der Projektbetreuer bei der Feuerwehr Kahl, Roland Kuther, ist davon überzeugt, dass seine „SILVER SURFER“, wie er sie liebevoll nennt, solange die geistige Voraussetzung besteht, gerade mit ihrem fundierten Wissen, die jungen und unerfahrenen Einsatzkräfte unterstützen können und ihnen die Sicherheit bei brenzligen Einsatzsituationen damit gegeben ist. Für alle Beteiligten entsteht somit eine „Win-Win-Situation“. Technische Ausstattung: Momentan gibt es nur das Modell Absicherung und Unterstützung. Basisfahrzeug ist ein Senioren Blitz. Fahrzeug Rückseite: Heckwarneinrichtung mit Blinklicht. An der Rückseite sind auch zwei Schäkel zum Ziehen von geringen Lasten angebracht. Beklebung mit Reflexionsfolie, Heckblaulicht mit Martinshorn. Front: Im Frontbereich ist eine kleine Tafel mit Reflexionsfolie und Blaulichtblitzer. Roku67